Im Vorfeld des Crypto-Valley-Summit, der nächste Woche in Zug stattfindet, wirft finews.ch einen Blick auf eines der ehrgeizigsten Blockchain-Projekte des Landes. Dominic Williams, Gründer der Dfinity Foundation, erklärt, wie der «Internetcomputer» das World Wide Web zugänglicher machen wird.
Dominic Williams, Gründer und leitender Wissenschaftler der Dfinity Foundation, hat es sich nicht nur zur Aufgabe gemacht, das Internet zu verbessern. Er muss auch damit leben, ständig missverstanden zu werden. Als Pionier auf einem neuen Gebiet und mit einem Projekt, das für Nicht-IT-Affine sehr komplex erscheint, ist dies immer ein Risiko.
Wenn dann noch ein Disruptionspotenzial hinzukommt, das eine Multimilliarden-Dollar-Industrie wie Google, Amazon und Microsoft bedroht, ist mit tiefgreifenden Meinungsverschiedenheiten zu rechnen. Dennoch: «Unsere grösste Herausforderung kommt aus der Kryptoindustrie selbst», sagt Williams in einem Interview mit finews.ch.
In Rechtsstreit verwickelt
Die Stiftung ist in einen Rechtsstreit verwickelt. In einer Sammelklage wurde behauptet, dass Dfinity-Insider Investoren getäuscht hätten. Daraufhin reichte Dfinity eine Verleumdungsklage gegen mehrere Akteure der Branche ein, die sich verschworen hätten, um dem Unternehmen zu schaden.
Neben den rechtlichen Problemen kämpft Dfinity auch gegen die falsche Wahrnehmung, es handle sich um ein Unternehmen der Kryptobranche. Dfinity verwendet zwar Kryptographie, ist aber eine Stiftung, die gegründet wurde, um Forschung zu betreiben.
Der Grossteil dieser Arbeit wird von Zürich aus erledigt, wo 140 der 270 Mitarbeitenden tätig sind, während sich der Rest des Teams in San Francisco und Palo Alto befindet. Seit ihrer Gründung im Jahr 2018 hat die Stiftung, die zu den grössten Blockchain-Forschungseinrichtungen der Schweiz zählt, weltweit über 500 Stipendien vergeben.
Stiftung mit ehrgeizigem Ziel
Der Stiftungsstatus ist der Schlüssel zum Ziel, das Internet zugänglicher zu machen, als es heute ist. Dfinity will dies erreichen, indem es die traditionelle IT wie Datenbanken und Cloud-Dienste, die sich im Besitz grosser Technologieunternehmen befinden, ersetzt und es Einzelpersonen und Unternehmen ermöglicht, direkt auf dem Internet aufzubauen.
«Obwohl das Internet selbst dezentralisiert ist, muss man sich an Dienstleister wie Amazon Web Services wenden, um eine Verbindung herzustellen», so Williams.
Das Internet gehört niemandem
Williams ist der Ansicht, dass die Abhängigkeit von einigen wenigen kommerziellen Unternehmen, die als Torwächter zum World Wide Web fungieren, Sicherheitsrisiken und andere Nachteile mit sich bringt, die ein Blockchain-basierter Code nicht hat. Die Verwendung von Code auf einer Blockchain eliminiert das Cyber-Risiko aufgrund seiner Transparenz und macht Firewalls überflüssig.
Es verhindert auch, dass Unternehmen zu «gefangenen Kunden» werden. Dies ist häufig bei Unternehmen der Fall, die ihre Systeme ursprünglich auf Microsoft aufgebaut haben und nun auf Linux umsteigen wollen, dies aber nicht können.
Automatisierte Verwaltung
Darüber hinaus werden in der nächsten Iteration des Internets, dem Web3, die Dienste auf dem «Internet-Computer» autonom verwaltet. «Die Dienste werden einer Gemeinschaft in einem digitalen Governance-System gehören, in dem es keinen Vorstand und keinen CEO gibt. Ein Algorithmus wird alles steuern», so Williams.
In einer solchen Struktur stimmt ein Algorithmus vorgeschlagenen Aktualisierungen zu oder lehnt sie ab, je nachdem, ob sie dem vorprogrammierten Ziel der Organisation entsprechen. Der Token des Systems dient als Anreiz für die Nutzer, die letztlich als Arbeitskräfte fungieren.
Die Technologie wird bereits in offenen Internetdiensten wie «Hot or Not» nach dem Vorbild von TikTok eingesetzt.
Datenhoheit behalten
Ein weiterer Nachteil der heutigen Internet-Infrastruktur sind ihre geopolitischen Auswirkungen. «Wir führen sehr interessante Gespräche mit verschiedenen Regierungen und NGOs», sagt Williams. Er fügt hinzu, dass sich viele Länder nicht wohl dabei fühlen, Daten auf einer Infrastruktur zu speichern, die amerikanischen Unternehmen gehört. Sie würden es vorziehen, die Hoheit über ihre Daten zu behalten.
Auch NGOs seien sich bewusst, dass sie, um neutral zu bleiben, nicht das Risiko eingehen können, keine Kontrolle darüber zu haben, was mit ihren Daten geschieht.
Begrenzter Speicher
Im Wesentlichen will Williams die sozioökonomischen Vorteile, die das Internet der Welt bereits gebracht hat, mit einer zusätzlichen Technologie erweitern, die es ermöglicht, Dienstleistungen direkt auf der Blockchain aufzubauen.
Die meisten Blockchains verfügen derzeit nur über eine sehr begrenzte Rechenleistung. Viele können zwar Token auf der Blockchain speichern, aber keine grossen Datenmengen.
Falsche Versprechen
«Obwohl viele Kryptounternehmen behaupten, dass ihre Systeme und Produkte auf der Blockchain basieren, bauen sie in Wirklichkeit ihre Dienste auf Amazon Web Services auf und speichern Token mit begrenzter Finanzlogik auf der Blockchain», sagt Williams.
Noch verwirrender wird es, wenn Kryptounternehmen behaupten, auf ihren Systemen Modelle künstlicher Intelligenz (KI) laufen zu lassen.
«Wenn man bedenkt, dass selbstlernende KI-Modelle riesige Datenmengen zum Lernen benötigen und Blockchains nicht einmal Daten im Wert eines Fotos speichern können, ist die Überschneidung mit KI sicher minimal», hält der Experte fest.
Künstliche Intelligenz zum Mieten
Williams stellt sich vor, dass ein Unternehmen ein KI-Modell mieten kann, um beispielsweise seinen Vertrieb zu verbessern. Dazu muss es seine Geschäftsdaten hochladen, damit das Modell die Verkaufsdatenbank sowie alle E-Mails und aufgezeichneten Kundengespräche analysieren kann.
Das Modell könnte dann ermitteln, auf welche Kunden man sich konzentrieren und wie man die Verkaufsgespräche entsprechend anpassen sollte.
Unter der Voraussetzung, dass intelligente Verträge (Smart Contracts) den notwendigen Datenschutz für diese Funktionalität gewährleisten können, «könnte KI in Kombination mit proprietären Daten auf diese Weise einen grossen Unterschied für Unternehmen machen», so Williams.
Kommt es zu einer Weihnachts-Rally?
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Das lässt sich jetzt noch nicht sagen.
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Ja, vieles deutet darauf hin.
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Ja, aber sie wird bloss ein Strohfeuer sein.
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Nein, 2023 bleibt ein schlechtes Börsenjahr.
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Nein, Weihnachts-Rallys sind eine Erfindung.
Author: Katelyn Lloyd
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