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BetrugsfälleDas passiert, wenn du auf die Jobangebote auf Whatsapp reagierst
Auf Messenger-Diensten kursieren immer mehr dubiose Jobangebote. Auch die 20-Minuten-Community erhält solche Nachrichten. Zwei Betroffene erzählen.
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Whatsapp-Jobangebote: darum gehts
Vermeintliche Personalvermittler unterbreiten auf Whatsapp und anderen Messenger-Diensten dubiose Jobangebote.
Zwei Personen aus der 20-Minuten-Community haben sich darauf eingelassen und erzählen, was danach passiert ist.
Die Kantonspolizei und der Bund warnen vor der Betrugsmasche.
Zahlreiche News-Scouts haben ein Jobangebot per Whatsapp bekommen. In den meisten Fällen haben die Leserinnen und Leser die Nachrichten ignoriert oder zurückgeschrieben, dass sie nicht interessiert sind. Oder sie haben die Nummern blockiert.
Fast 10’000 Franken weg – so hat es Patrizia erwischt
Auch die 29-jährige Patrizia (Name geändert) bekam ein solches Angebot. Sie hat die Schweiz im September verlassen und ist ins Ausland gezogen. Sie hat zwei Jobs, ist zusätzlich aber auch auf dem Jobportal «Indeed» registriert, weil sie weitere Online-Jobs sucht: «Ich wurde von einer Jenny von ‹Indeed› auf Whatsapp kontaktiert, sie haben mich in einem schwachen Moment erwischt.»
Nachdem sie ihr Interesse bekundete, meldete sich Suzanne bei Patrizia. Sie gab sich als Mitarbeiterin von Sonin aus und informierte sie über die Jobdetails. Die Firma Sonin existiert tatsächlich, es ist eine Agentur für die Entwicklung mobiler Apps. Und über Linkedin findet man auch eine Suzanne.
Die Aufgabe für Patrizia bestand darin, Apps zu testen. Nach dem Einrichten eines Training-Accounts und einem Testlauf, startete sie mit einem Guthaben von 200 Dollar ihre ersten Tests. Im Austausch mit Suzanne absolvierte sie 30 Tasks und bekam zusätzliche Belohnungen. Zumindest auf dem virtuellen Konto.
Nach dem Trainingstag liess sie sich 200 Dollar und die Profite in der Kryptowährung Tether auszahlen. Für die Auszahlung richtete sie bei einer Krypto-Börse eine Wallet ein.
«Mit Zusatzaufgaben war man plötzlich im Minus»
Vom Gewinn hat Patrizia dann wieder 100 Dollar eingezahlt: «So konnte ich weitermachen und weiter Profite erarbeiten. Nach vier Tagen konnte ich mir 500 Dollar plus die Profite auszahlen.» Bis dahin klappte alles gut. «Ich wurde auch in einen Gruppenchat eingeladen. Dort tauschte man sich aus und andere berichteten von ihren Erfolgen.» Auch Patrizias Kontaktperson redete ihr immer wieder gut zu.
Nachdem Patrizia wieder etwas von ihrem Gewinn einzahlte, um weiterzuspielen, kamen bei den Bewertungen sogenannte Combo-Tasks dazu. Laut Suzanne konnte man mit diesen zusätzliche Profite realisieren. «Wenn man aber eine solche Combo-Task erledigte, war man dann plötzlich im Minus.»
Darauf zahlte Patrizia mehrmals Geld ein, um den Minusbetrag auszugleichen. Zuerst ein paar Hundert Franken, dann über 1000 und schlussendlich über 4000 Franken. «Immer mit dem Ziel vor Augen, die Profite dann auszuzahlen.» Sogar Suzanne habe ihr Minus von 2800 Dollar einmalig ausgeglichen.
Zwischenzeitlich war Patrizia bei einem Gewinn von über 10’000 Franken. Sie konnte ihn aber nicht auszahlen. Der Grund: Ihre Einstufung war «VIP 1» mit einem Auszahlungslimit von 5000 Franken. Sie meldete sich beim Support, welcher sie höher einstufte auf «VIP 4». Doch bevor sie sich das Geld überweisen konnte, musste sie neue Tasks erledigen.
Am Schluss resultierte ein Minus von 9645 Franken. «Im Nachhinein muss ich sagen, dass es sehr dumm von mir war, aber man ist wie gefangen im System und wird auch auf psychologischer Ebene angetrieben von allen Seiten.»
Kein Schadenersatz durch Versicherungen
In solchen Fällen nützt auch eine Versicherung nichts, wie die Mobiliar mitteilt: «Zurzeit verzeichnen wir viele Schadenmeldungen in Bezug auf Jobangebote auf Kanälen wie WhatsApp. Schadenfälle im Zusammenhang mit Kryptowährungen sind nicht versichert, weshalb wir in diesen Fällen keine Entschädigung leisten.»
Zum richtigen Zeitpunkt ausgestiegen – 100 Franken Gewinn
Auch Markus (Name von der Redaktion geändert), welcher im IT-Bereich tätig ist, hat sich auf ein Angebot eingelassen. Wohlwissend, dass es ein Betrug ist. Über Whatsapp wurde er benachrichtigt, dass er mit dem Testen von Software Geld verdienen könne: «Mir kam es vor, als wüsste die Person, in welcher Branche ich tätig bin.»
Das Prinzip war fast identisch. Markus richtete sich ebenfalls eine Wallet ein und liess sich 300 Dollar auszahlen. «100 Dollar habe ich in Form von zwei Coop-Gutscheinen eingelöst, den Rest habe ich wieder eingezahlt.»
Bist du auch schon auf eine solche Betrugsmasche reingefallen?
«Sie sagten mir, ich sei ein Versager»
Doch als Markus nur 200 und nicht 300 Dollar einzahlte, änderte sich der Tonfall der zuvor freundlichen Kontaktperson: «Sie sagten mir, ich sei ein Versager, weil ich nicht einmal dieses Minus ausgleichen könne.» Markus fragte aus Jux sogar noch, ob ihm die Kontaktperson finanziell aushelfen könnte, worauf sie sehr empört reagierte. Danach brach er den Kontakt ab.
Kantonspolizei warnt vor Jobangeboten auf Whatsapp
Der Kantonspolizei Zürich sind die Fälle bekannt, auf Cybercrimepolice.ch warnt sie vor den dubiosen Jobangeboten auf Social Media: «Betroffene sollten sich bei der örtlichen Polizei melden und Strafanzeige erstatten.» Bis jetzt haben sich fast 70 Personen gemeldet. Am besten soll man gar nicht zurückschreiben, da die Betrüger sonst merken, dass die Nummer aktiv ist.
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Author: Julia Mays
Last Updated: 1700180281
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